Politisch sehr korrekt - 09. Juni 2005

Bauchtanz, Trommel, Ethnokünstler - der Augsburger Zoo steht seit heute ganz im Zeichen Afrikas. Bongobauer verkaufen ihre Instrumente, afrikanische Maler ihre Werke, kurzum ein buntes Programm vier Tage lang ist angesagt. Während drinnen noch am Vormittag an den Ständen gewerkelt wurde, formierte sich draußen Protest.

Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) und der Verein für schwarze Frauen (ADEFRA e.V.) hatten Demonstrationen zur Eröffnung des „African Village” am Vormittag angekündigt (wir berichteten). Dem Aufruf waren knapp ein Dutzend Demonstranten an den Dr.-Ziegenspeck-Weg gefolgt. Auf zwei großen Transparenten brachten sie demonstrativ ihr Anliegen vor: „Widerstand! Gedächtnis braucht Raum, Neokolonialismus braucht Zoo. Ein Dorf stellvertretend für Afrika.”


Ambali Bamgbola, AfroPort


Im Zoo und bei den Besuchern stieß die Aktion ebenso wie die vorangegangenen nationalen Proteste auf offene Ignoranz, in den meisten Fällen auf Unverständnis. Ambali Bamgbola, nigerianischer Künstler aus München, zeigt seine großformatigen Bilder vor und im Leopardenhaus. Er freut sich, dass er hier die Möglichkeit bekommt, seine Kunst zu präsentieren und war auch schon auf den Afrika-Tagen im Münchner Olympiapark im Mai dabei. Kurz und knapp bringt er die Sache auf den Punkt: „Wir sind freie Künstler und die da draußen sind politisch motiviert.” Und sein Künstlerkollege Kamara Ismael springt ihm bei: „Bei uns in Afrika kommen die Affen auch schon mal ins Dorf.”


Kamara Ismael, AfroPort


Gelassenheit drinnen wie draußen: Die Polizei hatte aus der Distanz ein waches Auge auf die Demonstranten, die gegen Mittag bereits zahlenmäßig der peeping-press unterlegen waren. Sie standen da im Seppelkostüm und witzelten auf Transparenten: „Enjoy our zoo, visit a typical european village” und boten sich zum Gespräch an.


Friedlich aber bestimmt machten die Bürgerrechtsvereine auf die ihrer Meinung nach völlig inakzeptable Auslagerung des „African Village”, ausgerechnet in den Zoo, aufmerksam. Politisch korrekt, aber schon sehr!


Demonstranten


Transparent - Nein zur modernen Völkerschau


Transparent - Widerstand